Medizintheorie

Medizintheorie oder Theorie der Medizin bezeichnet allgemein den Versuch, die Medizin auf philosophisch-theoretischem Niveau zu reflektieren. Seltener verwendete Begriffe dafür sind auch Philosophie der Medizin oder Iatrologie (engl. Philosophy of medicine).

Sie beschäftigt sich mit den ontologischen, erkenntnistheoretischen, methodologischen, begrifflichen und sprachlichen Grundlagen und Fragestellungen der Medizin in der Forschung und Praxis. In einem weiteren Sinn gehören zur Medizintheorie auch die Gebiete der praktischen Philosophie mit der Medizinethik, handlungstheoretischen Themen und Teilen der Bioethik.

Obwohl die Grundfragen der Medizin schon immer in der Philosophie thematisiert wurden – und umgekehrt – besteht ein größeres Interesse an einer systematischen Reflexion erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts etabliert sich die Medizintheorie als Teilgebiet der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen und Anfang des 20. Jahrhunderts als eigenständiges philosophisches Fach etablierte Wissenschaftstheorie[1] mit eigenständigen Themen und Fragestellungen. Eine allgemein anerkannte Definition und Abgrenzung der Medizintheorie hat sich noch nicht durchgesetzt. Unterschiedliche Ansichten bestehen dabei über die Themen und Inhalte, die Methoden und den Stellenwert der Medizintheorie innerhalb der Philosophie und der Medizin. Dabei befinden sich weite Teile der Medizin in einem wissenschaftstheoretischen Reflexionsdefizit.

Aktuelle medizintheoretische Diskussionen und Veröffentlichungen beschränken sich fast ausschließlich auf die sogenannte westliche Medizin, sowie ihre Tradition, Pluralität und Weiterentwicklung.

  1. Josef N. Neumann: Medizintheorie. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 957.

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